Kapitalmarktrück- und Ausblick
Globales Wirtschaftswachstum
Die Weltbank hat im Juni ihre Prognose für das Weltwirtschaftswachstum im laufenden Jahr von 2,4 % auf 2,6 % angehoben. Den Treiber für die verbesserten globalen Wachstumsaussichten sieht die Weltbank vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika, deren Bruttoinlandsprodukt stärker als erwartet wächst.
Die US-Regierung unter Joe Biden lässt der Wirtschaft nach wie vor hohe Subventionen zukommen, um gezielt wichtige Wirtschaftszweige zu stärken und damit Arbeitsplätze zu erhalten oder neue zu schaffen. Zölle auf Importwaren unterstützen das Vorgehen. Auch der massive Abbau der strategischen Ölreserve hält an und drückt unter anderem die Treibstoffpreise an den Tankstellen.
Eine wichtige Säule des Wirtschaftswachstums in den Vereinigten Staaten bleibt der private Konsum. Zwar weisen die Statistiken auf eine rückläufige Kauflaune der US-Konsumenten hin, doch bei der hohen Aktionärsquote in den USA unterstützt der boomende Aktienmarkt die Konsumfreude wichtiger Teile der amerikanischen Bevölkerung.
China ist nach wie vor bemüht, den Wachstumspfad nicht zu verlassen. Die noch immer anhaltende Immobilienkrise drückt weiter sowohl auf die Preise von Wohneigentum als auch auf die Stimmung der Verbraucher. Ausländische Direktinvestitionen in China sanken auf ein Dreißigjahrestief. Der Handelskrieg mit den USA führte zu einem merklichen Rückgang der Exporte.
Europa hingegen profitiert vom starken Wachstum der Amerikaner, auch wenn es weiterhin an Dynamik mangelt. In vielen Ländern Europas fällt das Wirtschaftswachstum nur leicht positiv aus; in Deutschland stagniert es.
Inflationsentwicklung und Politik der Notenbanken
Die lustlose Wirtschaftsentwicklung hat auch Vorteile: Halten sich Konsumenten mit Ausgaben zurück, eröffnet das den Unternehmen und dem Handel kaum Spielräume, die Preise anzuheben. Die Inflationsrate liegt im Euroraum klar unterhalb des US-Niveaus. Auch wenn der leichte Preisauftrieb von 2,4 % im April auf 2,6 % im Mai ein Wermutstropfen für die Europäische Zentralbank ist, gab das niedrige Niveau ihr die Gelegenheit, Anfang Juni die bereits avisierte kleine Zinssenkung von 0,25 % durchzuführen. Hinsichtlich Zeitpunkt und Umfang weiterer Zinssenkungen hielt sich die EZB aber bedeckt.
Die US-Notenbank ruderte angesichts der Inflationsentwicklung im Lauf des zweiten Quartals mit Andeutungen zu möglichen Zinssenkungen zurück. Ihr „Dual Mandate“ hat Preisstabilität (2 % Teuerung) und Vollbeschäftigung zum Ziel, was ihr eine Handhabe für Zinssenkungen nur bei einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosenquote eröffnet. Obwohl dieser Grenzwert nicht quantifiziert ist, ist davon auszugehen, dass die Fed bei einer Annäherung der Arbeitslosenquote an die Marke von 5 % aktiv würde. Die aktuelle Quote von 4,0 % ist davon ein gutes Stück entfernt.
Nach den neuen Wirtschaftsprognosen des US-Offenmarktausschusses rechnet die Fed mit einem Leitzins von 5,1 % im Dezember 2024, was einer Senkung um 0,25 Prozentpunkte gegenüber dem aktuellen Niveau und damit nur einer statt der noch im März erwarteten drei Zinssenkungen gleichkäme.
Entwicklung bei Edelmetallen
Glücklicherweise blieben weitere Eskalationen bei den aktuellen geopolitischen Krisenherden im zweiten Quartal aus. Zum Quartalswechsel waren die Preise des Krisenmetalls Gold und seines kleinen Bruders Silber mit einem aufsehenerregenden Sprung in die Höhe geschnellt. Unterstützung erfuhr der Goldpreis vor allem durch Zentralbankkäufe, aber auch Privatanleger griffen vor dem Hintergrund der auffälligen Kursentwicklung zu. Silber profitierte von einer starken Nachfrage durch den weltweiten Ausbau der Solarenergie: Neue Fertigungsmethoden der Solarmodultechnik bringen einen höheren Verbrauch des Edelmetalls mit sich.
Die schwindenden Aussichten auf zeitnahe Zinssenkungen sorgten für leichten Gegenwind. Der Hintergrund: Die Attraktivität der Edelmetalle als Anlageobjekt leidet unter hohen Zinsen, weil dann die Opportunitätskosten für das Halten von Gold etc. steigen. Trotzdem beendeten Gold und Silber das zweite Quartal mit Kursgewinnen.
Kapitalmärkte: Anleihen
Die Zinsstrukturkurve bei deutschen Anleihen ist weiterhin invers, auch wenn der Zinsvorsprung der Kurzläufer gegenüber den Anleihen mit langer Laufzeit etwas geschrumpft ist. Insgesamt sind die Zinsen der verschiedenen Laufzeiten im Vergleich zum Ende des letzten Quartals aber leicht zurückgegangen. Aktuell beträgt die Verzinsung von Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von 1 Jahr 3,22%. Bei 10 Jahren Restlaufzeit sind es 2,45%. Da die Inflationsraten schneller sinken als die Kapitalmarktzinsen, rückte angesichts des hohen Kursniveaus der Aktien zuletzt allerdings auch die Anlage in Anleihen wieder in den Blickpunkt.
Kapitalmärkte: Aktien
Eine Orientierung an der alten Börsenweisheit „Sell in May and go away“ hätte sich für Aktienanleger dieses Jahr nicht ausgezahlt. Bereits im April war eine Kaufzurückhaltung an den Aktienmärkten zu spüren gewesen, schließlich hatte die aktuelle Aufwärtsbewegung schon im Oktober begonnen. Jetzt galt es für die Aktiengesellschaften, die Hoffnung der Anleger auf gute Geschäftsergebnisse im ersten Quartal zu bestätigen und positive Erwartungen für das weitere Jahr zu signalisieren.
Die bis in den Mai andauernde Berichtssaison fiel in den USA erfreulich aus. Indes waren die Kurssteigerungen bei positiven Gewinnüberraschungen eher gering, wohingegen negative Überraschungen zu teilweise starken Kursrückgängen führten. Hingegen gab es in Europa starke und breit angelegte Gewinnsteigerungen. Zudem beeindruckten angehobene Gewinnprognosen positiv. Bei dem daraufhin einsetzenden Kurssprung Anfang Mai verfehlte der DAX die Marke von 19.000 Zählern nur knapp. Insgesamt bestätigten sich in der zurückliegenden Berichtssaison die hohen Gewinnerwartungen der Investoren.
Wechselkursentwicklung Euro/Dollar
Die europäische Gemeinschaftswährung zeigte sich im zweiten Quartal per Saldo in stabiler Verfassung. Nach einem Rückgang auf 1,06 US-Dollar bis Mitte April pirschte sich der Euro im weiteren Quartalsverlauf in der Spitze auf 1,09 US-Dollar heran. Da die Märkte inzwischen darauf eingestellt sind, dass die Zinsen in den USA vorerst hoch bleiben werden, während sie andernorts (leicht) fallen, griffen Anleger verstärkt zum US-Dollar, um von den besseren Renditen zu profitieren. Am Ende des zweiten Quartals betrug der Kurs des Euro 1,07 US-Dollar.
Strategierück- und Ausblick
Im zweiten Quartal des Jahres 2024 verzeichnete unserer Strategie erneut eine positive Entwicklung.
Die Aktienkomponente des Faktorportfolios konnte sich positiv entwickeln, wobei die gezielte Übergewichtung der Faktoren Momentum und Qualität sich abermals ausgezahlt hat.
Nach der starken Rally des Technologieindex Nasdaq halten wir die Stimmung zu diesem Index für zu optimistisch und haben die Position zugunsten des defensiven Mischfonds Quantex Multi Asset getauscht. Die taktische Position in Japan konnte die außerordentlichen Gewinne im vergangenen Quartal nicht mehr fortsetzen und steht derzeit auf dem Prüfstand. Entfernt wurde die Übergewichtung im Biotechnologiesektor.
Nach der Zinssenkung der EZB weisen die Geldmarkt- und variabel verzinslichen Fonds eine etwas niedriger Rendite von jedoch immer noch erfreulichen 3,5-4% auf. Unsere Aktienquote liegt wieder auf dem Standardniveau, was bedeutet, dass wir auch für mögliche Korrekturen am Aktienmarkt gut gerüstet sind.
Das Gesamtergebnis wurde zudem durch die Fortsetzung der Rally in Edelmetallen positiv beeinflusst. Nach sorgfältiger Prüfung wurde ein weiterer Absicherungsfonds in Form eines zweiten Volatilitätsfonds in die Strategie aufgenommen. Beide Produkte konnten grüne Vorzeichen im Umfeld leicht gestiegener Marktvolatilität zeigen.